Mein Widerspruch (erfolgreich!)

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Murphy

Mein Widerspruch (erfolgreich!)

Beitrag von Murphy » 25 Sep 2009, 14:55

Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen, ich stelle hier mal meinen Widerspruch rein. Habe ja viele Argumente von anderen übernommen, aber auch noch meinen eigenen Senf dazu gegeben.
Achtung lang!

Sehr geehrte Frau xxxx,

ich beziehe mich auf Ihre telefonische Absage vom xxx und Ihr Schreiben vom xxxxx und lege hiermit gegen Ihren ablehnenden Bescheid bezüglich der beantragten stationären Mutter-Kind-Kur fristgemäß Widerspruch ein.

Als Begründung führten sie an, dass die ambulanten Maßnahmen noch nicht erschöpft seien und sich der Zustand ja auch nach der Kur angeblich nicht ändern würde. Zu diesen Punkten möchte ich wie folgt Stellung nehmen:

Wie Sie wissen, bin ich in ärztlicher Behandlung und mein Arzt hat mir die stationäre Durchführung einer Mutter-Kind-Kur empfohlen und dies auch nochmals durch ein beigefügtes Attest bestätigt.

In den letzten 1,5 Jahren habe ich mehrere Maßnahmen auf privater Basis- also ohne die Krankenkasse zu belasten- durchgeführt. Hierzu gehören mehrere Joga-Kurse, ein Jahresvertrag bei einem Club zur Gewichtsreduzierung, (den ich aber auch wiederum zeitlich nicht einhalten konnte), sowie ein Zirkeltraining.

All diese Maßnahmen waren sicherlich sinnvoll, haben mir aber im Endresultat nicht den gewünschten Effekt gebracht, weil ich ja trotz der ambulanten Maßnahmen noch meinen großen Haushalt, zwei Kinder und zwei alte Leute zu versorgen habe. In meiner Verantwortung für die Kinder, die beiden älteren Leute ( 79 und 80 Jahre), Familie und Haushalt bin ich rund um die Uhr im Einsatz. Wenn ich weitere ambulante Maßnahmen bei verschiedenen Therapeuten wahrnehmen soll, ist das im Familienalltag besonders schwierig, denn ich müsste vorher organisieren, dass die Kinder versorgt sind, was aufgrund fehlender Betreuungspersonen kaum möglich wäre. Die o.g. angeführten Maßnahmen konnten von mir auch aufgrund des Zeitmangels nicht konsequent durchgeführt werden. Und gerade beim Joga habe ich gemerkt, dass hinterher keine Zeit zum Entspannen bleibt, sondern die Familienarbeit sofort weitergeht. Gerade durch diese permanente Belastung zu Hause werde ich daran gehindert, meinen Erschöpfungszustand, wie in meiner Selbstauskunft beschrieben, einmal ordentlich auszukurieren und mich ernsthaft zu erholen. Zu dem möchte ich nochmals erwähnen, dass wir sehr ländlich wohnen, und ich zu jeglichen Kursen oder Ähnlichem eine Fahrtzeit von mindestens 30 Minuten hin- und auch wieder zurück mit einkalkulieren muss.


Zusätzlich zu meiner permanenten Erschöpfung bzw. daraus resultierend haben akuter Schlafmangel (ich schlafe keine Nacht durch), ständige Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verspannungen, depressive Verstimmung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie
grippale Infekte stark zugenommen und beinträchtigen teilweise mein Wohlbefinden so massiv, dass ich nur noch zu 50% präsent sein kann. Dies führt zu Unachtsamkeiten und Vergesslichkeit im Alltag, was wiederum unter Umständen zu belastenden Situationen für meine Umwelt, insbesondere meine Kinder, führen kann. Meine Unausgeglichenheit und Erschöpfung belastet mittlerweile die ganze Familie. Ich schreie die Kinder unnötig an, habe keine Geduld mehr mit meiner entwicklungsverzögerten Tochter und mein Partner zieht sich in solchen Situationen verständlicherweise zurück.

Gerade meine ältere Tochter braucht aufgrund ihrer Entwicklungsverzögerung erhöhte Aufmerksamkeit und einen behutsamen Umgang, damit ihr bisheriger durch viele Therapien erreichter Entwicklungsstand nicht zu einem gewissen Stillstand führt. Wie auch im Attest des Kinderarztes bestätigt, ist sie motorisch unterentwickelt, hat einen relativ geringen IQ und braucht dadurch natürlich auch von mir erhöhte Unterstützung. Diese Unterstützung kann ich momentan aufgrund der o.g. Gründe nicht im vollen Umfang leisten.

Zu Ihrem Argument, dass ich ja nicht alleinerziehend sei, habe ich bereits in meiner Selbstauskunft geschrieben, dass mein Mann beruflich sehr eingespannt ist und aufgrund seiner Außendiensttätigkeit im Gastronomiebereich so gut wie nie zu Hause ist. Wenn er dann mal da ist, ist das spätabends oder nachts, wenn die Kinder –und meistens auch ich- schon schlafen. Die wenigen Wochenenden, die wir gemeinsam verbringen können, braucht auch mein Mann dann in gewisser Weise zur Erholung. Deshalb fühle ich mich oft wie eine alleinerziehende Mutter und bin in vielen Situationen überfordert.

Eine Mutter-Kind-Kur hingegen wäre eine sinnvolle Alternative, weil sie mich von bestimmten Alltagspflichten entlastet und ein kompaktes Behandlungsprogramm mit unterschiedlichen, indikationsgerechten Therapien ermöglicht.

Ich verspreche mir durch den Abstand vom belastenden Alltag bei entsprechender Therapie, sowie medizinischer und psychologischer Betreuung einen länger anhaltenden Kurerfolg für mich und dadurch bedingt auch eine Verbesserung der Beziehung zu meinen Kindern und meinem Partner. Ich erhoffe mir, eine positivere Sichtweise für meine Zukunft zu bekommen, damit ich mein Leben trotz der belastenden Umstände und auftretenden Probleme im Alltag gut bewältigen kann. Ich weiß, dass ich Zeit für mich finden muss. Allerdings schaffe ich es im Moment nicht allein, aus diesem Kreislauf herauszukommen und verspreche mir durch die Kurmaßnahme, für diesen Ausstieg einen Anfang zu finden.

Häufig legt doch erst eine Kur den Grundstein für langfristige ambulante Maßnahmen, denn in der Kur habe ich die Möglichkeit, viele, neue Methoden der Entspannung oder der Gesundheitsförderung kennen zu lernen. Erst in einer Kur kann ich erfahren, welche Maßnahmen mir helfen, weil ich mich aus der entspannten Situation heraus darauf einlassen kann. Ich verspreche mir von einer Kur, dass ich rundum gestärkt und bereit bin, einen erhöhten organisatorischen Aufwand für meine Gesundheit in Kauf zu nehmen.

Grundsätzlich haben alle Frauen in Familienverantwortung Anspruch auf eine medizinische Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme nach §§ 24 und 41 SGB V, wenn diese medizinisch indiziert ist und der Arzt die medizinische Notwendigkeit dieser Maßnahme attestiert hat.
Nach Untersuchungen der Medizinischen Hochschule Hannover profitieren Kurteilnehmer noch mindestens ein Jahr lang von der Kur. Dies zeigt sich in wenigeren Krankheitstagen, einem geringeren Medikamentenkonsum und in einem positiveren Miteinander der Familie.

Mit der Gesundheitsreform im April 2007 hat der Gesetzgeber wichtige Änderungen für den Bereich Vorsorgemaßnahmen für Mütter entschieden. Die neuen Regelungen beinhalten, dass ambulante Maßnahmen nicht vorrangig sind bzw. nicht ausgeschöpft sein müssen, bevor eine stationäre Maßnahme bewilligt wird. Weil die körperlichen und seelischen Belastungen im Familien- und Erziehungsalltag krank machen können, sind Mütter-Kuren als stationäre Leistungen der medizinischen Vorsorge nun zu Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen geworden und müssen genehmigt werden, wenn die medizinischen Voraussetzungen vorliegen.

Des Weiteren werden diese Kuren auch im Risikostrukturausgleich der Krankenkassen mit berücksichtigt, so dass Krankenkassen, die mehr Kuren genehmigen, einen finanziellen Ausgleich von den Kassen erhalten, die nur wenige Vorsorge- und Rehamaßnahmen bezahlen. Es "lohnt" sich für eine Krankenkasse also nicht mehr, an Mütter-Kuren zu sparen, indem der Antrag einfach abgelehnt wird. Und somit ist Ihre Begründung, dass man auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen berücksichtigen müsse, haltlos.

Gleichzeitig möchte ich auch auf Ihre Internetpräsenz verweisen, auf der unter dem Punkt „Vorsorge und Reha-Angebote“ heißt:

„Im Vorsorgebereich geht es vor allem darum, Erkrankungen vorzubeugen und die Anfälligkeit für Krankheiten zu verringern oder bei schon bestehenden Krankheiten eine drohende Chronifizierung zu verhindern. In der Rehabilitation ist es wichtig, bestehende Krankheiten zu lindern, eine Verschlimmerung vorzubeugen und richtige Verhaltensweisen einzuüben.

Die Indikationen umfassen nicht nur den medizinischen Bereich, sondern oft bestehen über die körperlichen Beeinträchtigungen hinaus auch psychosoziale oder psychosomatische Probleme.

Die BARMER übernimmt alle Leistungen zur medizinischen Rehabilitation im Rahmen der gesetzlichen Regelungen. Qualität ist dabei das wichtigste Kriterium.“ (Zitat Ende)

Ich möchte Sie mit diesem Zitat darauf aufmerksam machen, dass sie als BARMER für eine besonders qualitativ hochwertige Krankenkasse werben und sich damit aus der Masse der Krankenkassen herausstellen möchten. Bis heute war unsere Familie immer sehr zufrieden mit Ihren Leistungen und es wäre sehr bedauerlich, wenn wir diese Meinung nun ändern müssten.

Vielleicht ersehen jetzt Sie anhand dieser nochmals ausführlichen Erläuterung meiner persönlichen Situation, dass die Durchführung einer Mutter-Kind-Kur durchaus sinnvoll wäre, um auch weitere Folgekrankheiten zu verhindern. Dies wird Ihnen ja auch nochmals durch das Attest von Herrn Dr. xxxxx bestätigt.

Mein noch aktueller Kurantrag mit allen Attesten für mich und meine Töchter liegt Ihnen vor. Sicherlich können Sie weitere Auskünfte von meinem behandelnden Arzt, Herr Dr. xxxxx erhalten und auch Einsicht in meine Patientenakte nehmen.

Zu Ihrer weiteren Beachtung übersende ich Ihnen als Anlage das Rundschreiben des Bundesversicherungsamtes Bonn vom 5. Februar 2008 bezüglich der MDK-Gutachten sowie die Pressemitteilung der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vom 23.4.2007 zur Gesundheitsreform.

Ich bitte Sie, das nochmals beigefügte Attest meines Arztes sowie meine persönlichen Ausführungen noch einmal genau zu prüfen.

In der großen Hoffnung auf eine Bewilligung meiner Kurmaßnahme verbleibe ich

Mit freundlichen Grüßen

MandyBen

Beitrag von MandyBen » 09 Jul 2011, 21:38

Huhu!

Bin zwar etwas spät an mit dem Kommentieren, aber ich finde diesen Widerspruch prima!! Besonders toll - und das werde ich auch für meinen eigenen Widerspruch umsetzen - finde ich die Idee, die Kasse mit ihrem eigenen Internetauftritt festzunageln....Auch auf der Seite der DAK wird richtig viel versprochen..........Mal sehen, ob sie das auch hält.... ;-)

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