Rhett und Scarlett sind wieder da!

[Bietie]

Duesseldorf (AP) Eine der groessten Liebesgeschichten aller Zeiten bekommt ein neues Ende: Rhett Butler und Scarlett O'Hara kehren zurueck.

Am Mittwoch ist der Roman «Rhett» erschienen, in dem Autor Donald McCaig Margaret Mitchells Suedstaaten-Epos «Vom Winde verweht» aus dem Jahr 1936 neu erzaehlt, ueberraschende Blicke auf die Hauptfiguren ermoeglicht und die Geschichte ueber das Ende der urspruenglichen Handlung hinaus fortsetzt. Auf mehr als 600 Seiten beleuchtet der Roman die Geschichte der Jahre 1843 bis 1874 aus der Perspektive Rhetts. Die deutsche Ausgabe startet mit einer Auflage von 200.000 Stueck.

Kaum einer duerfte die tragische Liebe zwischen Scarlett und Rhett in den Wirren des amerikanischen Buergerkriegs nicht kennen - dafuer sorgt schon die beruehmte Verfilmung mit Vivien Leigh und Clark Gable in den Hauptrollen. Die ebenso huebsche wie verwoehnte Scarlett haengt in Film und Buch der Liebe zu ihrem Jugendfreund Ashley Wilkes nach und erkennt zu spaet, dass sie laengst ihren Ehemann Rhett liebt. Der aber hat die Hoffnung auf ein gutes Ende aufgegeben. Am Ende verlaesst Rhett Scarlett und laesst sie am Boden zerstoert zurueck; doch sie beschliesst, um ihn zu kaempfen.

Autorin Mitchell selbst wollte die Frage nicht beantworten, ob Scarletts Werben um ihren Ehemann erfolgreich sein koennte und verzichtete auf eine Fortsetzung. Im Jahr 1991 uebernahm dies Alexandra Ripley: Sie verfasste mit «Scarlett» eine teils scharf kritisierte, aber ueberaus erfolgreiche Fortsetzung, in der die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. McCaig, der schon mehrere Romane ueber den amerikanischen Buergerkrieg verfasst hat, geht nun einen anderen Weg. «Rhett» setzt lange vor der Handlung des urspruenglichen Romans ein und begibt sich auf die Spur der maennlichen Hauptfigur. Die Fans des Epos erfahren Einzelheiten ueber Kindheit, Jugend und Entwicklung des Rhett Butler und wie er zu dem Mann wurde, der er in «Vom Winde verweht» ist.

Rhett traegt schon als Junge harte Konflikte mit seinem Vater aus, widersetzt sich dessen Anordnungen und wird frueh zum Aussenseiter. Teile der Handlung erzaehlt McCaig in Form von Rhetts Briefen an seine geliebte Schwester Rosemary und deren Antworten, dokumentiert auf diese Weise auch die enge Verbindung zwischen den Geschwistern. Zudem gibt es immer wieder Beruehrungspunkte mit dem Original-Buch, beginnend mit der ersten Begegnung von Scarlett und Rhett bei einem Fest auf der Plantage Twelve Oaks. McCaigs Rhett ist sofort hin und weg von der jungen Frau, kann nicht den Blick von ihr abwenden und erkennt: «Mein Gott, sie ist genau wie ich.» Spaeter belauscht er unabsichtlich ihre Liebeserklaerung an Ashley Wilkes.

Soweit kennen die Leser die Anfaenge der Beziehung zwischen Rhett und Scarlett: Doch erstmals erfahren sie, was der Held gefuehlt haben mag bei seinen Bemuehungen um die eitle junge Frau, und welche tiefen Gefuehle sich hinter seinem stets so charmant-ueberlegenen Laecheln verbargen. Man muss die neue Darstellung des Rhett Butler als «Vom Winde verweht»-Fan nicht schaetzen, konsequent und spannend ist sie aber allemal.

Zugleich spinnt der Autor in seiner Version der Geschichte andere Handlungsfaeden weiter, gibt auch Rhetts Schwester Rosemary eine komplexe Geschichte und fuehrt eigene Personen ein. «Rhett» ist konsequenter an den historischen Hintergrund und das aeussere Geschehen um die Protagonisten gebunden, als es Ripleys Fortsetzung war - letztere hatte die Handlung nach Irland verlegt und sich eng auf die Liebesgeschichte im Zentrum konzentriert. McCaig hingegen bricht mit vielen Klischees des Originals und deckt dessen Schwaechen auf, nutzt die Vorgaben und legt sie fuer sich neu aus. Sicher eckt er damit bei einigen Freunden des Mitchell-Romans an, hat dafuer aber ein eigenstaendiges Werk geschaffen.

(Donald McCaig: «Rhett», Hoffmann & Campe, ISBN 978-3-4554-0100-4, 23,00 Euro)

*freudrauf*