Original geschrieben von leuchtturm66
Was die Erwachsenen bei den kleinen "Klugscheißern" aber immer vergessen ist, dass sie zwar überdurchschnittlich klug sind, dass sie aber die gleiche geringe Lebenserfahrung wie andere Kinder in ihrem Alter mit sich bringen. Die Kinder muss das enorm verwirren und auch wir Erwachsenen stellen dadurch viel zu hohe Ansprüche an die Kinder, glaube ich.
Das unterschreibe. Nicht nur bei der Lebenserfahrung, sondern vor allem, was das Verarbeiten von emotionalen Dingen betrifft.
Z.B. war bei mir die magische Phase wirklich auch da. Verständnis hatte aber keiner! Warum? Weil ich ja vom Kopf her den physikalischen Ablauf verstanden habe und so wieder geben konnte.
Bei meiner 5jährigen (man weiß es nicht, ausschließen würde ich es nicht) merke ich das auch sehr.
Einerseits erklärt sie mir alles bis ins Detail, anderersseits hat sie trotzdem Angst, weil sie noch in der magischen Phase steckt.
Im einen Moment erklärt sie mir, dass ihre Puppe eine Puppe ist und nicht sprechen kann, im nächsten erwartete sie von ihrer Puppe (durch mich) eine Antwort.
Wenn sie bockt, was 5jährige manchmal noch machen, wird geschimpft und auf sie eingeredet, dass sie das in der Schule ja nicht mehr machen dürfe. Bis zur Schule sind es noch 7 Monate und im Entwicklungsschub steckt sie ja gerade.
Wenn sie total sozial reagiert, teilt und andere umarmt, im nächsten Moment aber weint (eher selten bei ihr) oder gar klar formuliert, warum sie gerade enttäuscht ist, weil ihr (mit genauer Definition) etwas an der Situation missfällt ... dann wird von ihr Verständnis erwartet! Verständnis dafür, dass sie NICHT enttäuscht sein soll, weil sie es doch verstanden hat.
Kommt sie mit "du sollst mich bitte trösten, weil ich bin enttäuscht, dass die Schaukel noch besetzt ist. Sagst du bitte deinem Kind, dass ich auch mal möchte" nicht durch und das Kind schubst sie weg, versucht sie es auch noch mal mit Worten. Dann schubst sie zurück - und bekommt alleine Ärger, weil sie hätte ja was sagen können
oder "warum bist du traurig? Du weißt doch, dass du das nächste Mal wieder schaukeln kannst" 8-|
Das verwirrt auch viele Erwachsene, da es für sie nur 2 Möglichkeiten gibt
1. Kind ist Kind und in dem Alter. Kind hat noch Angst und ist in der Entwicklung passend.
2. Kind hat es von der Logik, vom sachlichen Weltdenken her verstanden. Also MUSS es auch alles andere verstanden und auch so verarbeitet haben.
die 3. Möglichkeit / die 4. Möglichkeit sehen sie nicht. Was sie nicht kennen wollen, kann es nicht geben. )x
3. der Kopf hat es verstanden, der Kopf ist Jahre voraus in der Entwicklung. Vom psychisch-emotionalen sind sie aber noch im eigentlichen Alter. Oder zurück, wie Muschelsammlerin schreibt, weil sie manche sozialen Erfahrungen gar nicht so machen können, weil sie sich selbst isolieren oder isoliert werden (teilweise im Spiralförmigen Wechsel).
4. ein Kind ist sehr sozial. Es hilft von Herzen, lebt mit viel Phantasie und hat sein eigenes Weltbild.
Vom Kopf her versteht es noch nicht so viel. Dafür versteht dieses Kind/dieser Mensch viel mehr vom Zusammenleben. Etwas, das in der heutigen Zeit (Leistungsgesellschaft) oft unter geht.
Was ich oft erlebe:
ich bin 30 Jahre alt und sehe aus wie 11- maximal 18 Jahre.
Daher werde ich oft von oben herab behandelt. Meine 5jährige wurde schon einige Male gefragt, ob sie "ihrem großen Bruder" (also mir) was sagen könnte.
Sobald ich aber den Mund aufmache und selbst spreche
- hört mir entweder keiner zu, weil ich ja sowieso jung und dumm bin
- oder man sieht, wie sich der Gesichtsausdruck verändert. Meist wird dann total abgeblockt
1. ich passe nicht ins Bild! Man müsste ja die Meinung ändern oder gar nachdenken, was das nicht ins schon gemachte Bild passt
2. die Person ist damit überfordert, weil sie/er mit einer völlig anderen Sprache gerechnet hätte.
Die meisten schauen mich zumeist nur noch schräg an und meiden mich lieber, ehe sich einem Gruß oder ein bisschen "Small-Talk" (ich habe gelernt mich anzupassen) aussetzen müssen.
Ja, ich scheine vielen sehr unheimlich zu sein!
So lange ich nichts sage und einfach zuhöre, werde ich anders-schräg angeschaut. Eher ein bisschen mitleidig. Jung, dumm, unerfahren, lassen wir sie mal dabei stehen.
Meine besten Freunde hab ich übrigens so gefunden. Zuschauen, zuhören und als ich den Mund aufmachte, behandelten sie mich wie einen "normalen" Menschen und antworteten doch tatsächlich auf das was ich sagte #D
sie haben nicht nur zugehört, sie haben es sofort verstanden und aus meinen Worten einen Dialog gemacht!!! Eine völlig neue Erfahrung für mich, die so gut tut #D
(dass sie auch HB sind oder es vermutet wird, kam erst viel später raus. Aus Angst durch unsere bisherigen Erfahrungen haben wir genau dieses Thema ausgeklammert, im Gespräch krampfhaft das Thema gewechselt etc. nach Jahren haben wir es mal angedeutet, mit der großen Angst, die Freundschaft zu verlieren ... weil es zu diesem Thema sehr viele Vorurteile gibt)
@muschelsammlerin: vielen Dank für deinen tollen Beitrag!